Klimareporting Blog › Emissionsfaktoren: Hinweise für Quellen und den richtigen Einsatz
| 22. November 2023
Emissionsfaktoren werden für die Berechnung von Treibhausgasemissionen benötigt, die durch verschiedene Aktivitäten, Prozesse oder Brennstoffe verursacht werden. Zuverlässige Quellen zu finden und die Faktoren richtig anzuwenden, ist wichtig, das sie die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Emissionsberechnungen und daraus abgeleiteten Entscheidungen maßgeblich beeinflussen.
🕓 Lesezeit 7 Minuten
1. Was sind Emissionsfaktoren?
Emissionsfaktoren sind Zahlenwerte oder spezifische Konstanten, die die Menge an Treibhausgasen oder anderen Schadstoffen quantifizieren, die durch eine bestimmte Aktivität, Prozess, Brennstoff oder Quelle in die Umwelt freigesetzt werden. Sie dienen als Maß für die Emissionsintensität und ermöglichen die Berechnung der Gesamtemissionen, indem sie die Menge an Schadstoffen pro Einheit der Aktivität oder des verwendeten Brennstoffs angeben.
Diese Faktoren variieren je nach Art der Emission (wie CO2, Methan, Stickoxide usw.), der spezifischen Aktivität oder des Prozesses (z. B. Transport, Energieerzeugung, Industrieprozesse) und der Art des Brennstoffs oder der verwendeten Ressource. Sie können auf nationalen Durchschnittswerten, industriellen Standards, wissenschaftlichen Studien oder anderen Quellen basieren.
2. So werden Emissionsfaktoren bei der Carbon Footprint Berechnung eingesetzt
Emissionsfaktoren werden in der Emissionsberechnung verwendet, um die Menge an Treibhausgasen oder anderen Schadstoffen zu quantifizieren, die durch eine spezifische Aktivität, einen Prozess oder die Nutzung eines Brennstoffs entstehen.
Die dabei verwendete Einheit ist “CO2e”, was für “Kohlendioxid-Äquivalent” steht. Diese Einheit wird verwendet, um die Klimawirkung verschiedener Treibhausgase auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Das CO2e ermöglicht es, die Treibhausgasemissionen in einer einheitlichen Maßeinheit darzustellen, indem man die Menge an Treibhausgasen (wie Methan, Lachgas, Fluorkohlenwasserstoffe usw.) in Bezug auf die Menge an CO2 ausdrückt, die eine ähnliche Klimawirkung über einen festgelegten Zeitraum hat. Damit kann man eine vergleichbare Aussage über die gesamten Treibhausgasemissionen zu erhalten.
3. Beispiele für Emissionsfaktoren
Kraftfahrzeuge
Emissionsfaktoren für Autos können in Gramm CO2 pro Kilometer angegeben werden. Beispielsweise beträgt der Emissionsfaktor für einen bestimmten Typ von PKW: X Gramm CO2e pro Kilometer. Zur Berechnung der THG-Emissionen durch die Nutzung dieses Autos werden dann die gefahrenen Kilometer mit einem entsprechenden Emissionsfaktor verrechnet.
Stromerzeugung
Für die Stromerzeugung können Emissionsfaktoren in Gramm CO2 pro Kilowattstunde angegeben werden, abhängig von der verwendeten Art des Brennstoffs. Zum Beispiel hat der deutsche Strommix einen Emissionsfaktor von: X Gramm CO2e pro Kilowattstunde. Die verbrauchten Kilowattstunden verrechnet man dann mit diesem Faktor, um die Menge der daraus entstandenen Treibhausgasemissionen zu erhalten.
Industrielle Prozesse
Emissionsfaktoren für industrielle Prozesse, wie zum Beispiel die Herstellung von Zement oder Stahl, werden oft in Tonnen CO2e pro Tonne produzierten Materials angegeben.
Abfall
Emissionsfaktoren in der Abfallwirtschaft können in Gramm CO2e pro Tonne entsorgtem Abfall gemessen werden. Die Menge an entsorgtem Abfall in Tonnen verrechnet man dann mit diesem Faktor, um die Menge der daraus entstandenen Treibhausgasemissionen zu erhalten.
4. Hier finden Sie Quellen für Emissionsfaktoren
Wo findet man Emissionsfaktoren? Es gibt verschiedene Quellen, aus denen Emissionsfaktoren für Treibhausgase und Schadstoffe abgeleitet werden können. Diese Quellen können aus kostenpflichtigen Datenbanken stammen, die Faktoren für eine Vielzahl von Aktivitäten und Prozessen bündeln. Auch werden Emissionsfaktoren von Regierungsbehörden, Organisationen, Forschungseinrichtungen, Branchenverbänden und wissenschaftlichen Studien veröffentlicht. Einige typische Quellen sind:
Kostenpflichtige Emissionshandbücher und Datenbanken
Es gibt spezielle Handbücher und Datenbanken zu kaufen, die Emissionsfaktoren für eine Vielzahl von Aktivitäten und Prozessen bündeln. Für eine umfassende Bilanzierung aller Unternehmenstätigkeiten, auch über die vor- und nachgelagterten Tätigkeiten in Scope 3, sind solche professionellen Datenbanken unerlässlich. Beispiele hierfür sind die GaBi oder die ecoinvent Datenbank.
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Regierungsinstitutionen
Umfassende nationale und regionale Umweltagenturen sammeln Daten und erstellen Berichte über Emissionsfaktoren für verschiedene Sektoren wie Verkehr, Industrie, Energieerzeugung und Landwirtschaft, z.B.:
- Umweltbundesamt (DE): https://www.umweltbundesamt.de/
- Umweltbundesamt (AT): https://www.umweltbundesamt.at/
- Kraftfahrt Bundesamt: https://www.kba.de/
Internationale Organisationen
Organisationen wie die Internationale Energieagentur (IEA), das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und die Europäische Umweltagentur (EEA) veröffentlichen regelmäßig Berichte, in denen Emissionsfaktoren und Emissionsdaten enthalten sind.
Internationale Energieagentur (IEA): https://www.iea.org/
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC): https://www.ipcc.ch/
Europäische Umweltagentur (EEA): https://www.eea.europa.eu/de
Branchenverbände und Organisationen
Branchenspezifische Organisationen und Verbände können detaillierte Daten über Emissionen und Emissionsfaktoren in bestimmten Wirtschaftssektoren bereitstellen. Beispielsweise können Verbände der Automobilindustrie oder der Energieerzeugung Emissionsdaten veröffentlichen.
Wissenschaftliche Literatur und Forschungsstudien
Wissenschaftliche Veröffentlichungen und Forschungsstudien liefern häufig detaillierte Daten über Emissionen und Emissionsfaktoren. Diese Studien können von akademischen Einrichtungen, Forschungsinstituten oder unabhängigen Forschern veröffentlicht werden.
5. Das sollten Sie bei der Nutzung von Emissionsfaktoren beachten, damit der Carbon Footprint anerkannt wird
Bei der Nutzung von Emissionsfaktoren sind mehrere wichtige Punkte zu beachten, um genaue und zuverlässige Ergebnisse beim Carbon Footprint zu erzielen, die auch von den gesetzlichen Berichtanforderungen, wie der CSRD oder anderen Interessensgruppen anerkannt werden:
Relevanz und Aktualität: Verwenden Sie Emissionsfaktoren, die für Ihre spezifische Region, Branche oder Aktivität relevant sind. Überprüfen Sie, ob die Daten aktuell sind und ob sie für Ihre spezifische Anwendung geeignet sind, da sich Emissionsfaktoren im Laufe der Zeit ändern können.
Verfügbarkeit von Daten und Transparenz: Stellen Sie sicher, dass die Quellen Ihrer Emissionsfaktoren transparent sind und die verwendeten Daten gut dokumentiert sind. Eine klare Beschreibung der Methodik ist wichtig, um ihre Zuverlässigkeit zu beurteilen.
Emissionsberechnungen und Kontext: Verstehen Sie den Kontext, in dem die Emissionsfaktoren verwendet werden. Richtiges Einsetzen der Faktoren in Emissionsberechnungen ist entscheidend, um genaue Ergebnisse zu erzielen.
Zusammenarbeit und Fachwissen: Die Einarbeitung in die richtige Verwendung von Emissionsfaktoren und Life Cycle Assessment Software (LCA-Software) ist komplex und langwierig. Für Unternehmen, die keine eigene Abteilung für diesen Bereich haben, ist eine Einarbeitung teuer und zeitintensiv. Arbeiten Sie stattdessen mit Experten, Beratern oder Organisationen zusammen, die Fachkenntnisse im Bereich der Emissionsberechnung und -reduzierung haben. Damit können Sie Ihre Ressourcen sinnvoll einsetzen und sicherstellen, dass die angewandten Faktoren korrekt und angemessen sind.
Wir von Green Vision Solutions helfen durch die Erstellung Ihres Corporate Carbon Footprints dabei, Reporting-Vorgaben und darüberhinausgehende Stakeholderanforderungen an CO2-Kennzahlen wirtschaftlich zu erfüllen. Dazu bieten wir unsere TÜV-zertifizierte Software+Service-Methode an: mit nutzerfreundlicher Carbon-Management-Software und starkem individuellen Serviceangebot. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, um zu evaluieren, ob unsere CSRD-konforme Carbon-Footprint-Erhebung zu Ihrem Unternehmen passt.
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