Klimareporting Blog › Scope 3 Emissionen | Erklärung der 15 Kategorien nach GHG
| 15. August 2023
🕓 Lesezeit 6 Minuten
1. Scope 3 Emissionen im GHG-Protocol und ESRS E1
Die 15 Kategorien von Scope-3-Emissionen wurden entwickelt, um eine einheitliche und vergleichbare Methode zur Berechnung und Berichterstattung von Corporate Carbon Footprints zu ermöglichen.
Der bekanntest und am häufigsten verwendete Leitfaden zur Erfassung von Scope-3-Emissionen ist das
- “Greenhouse Gas Protocol” (GHG Protocol)
- mit dem “Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard”.
Auch der ESRS E1 Climate Change des CSRD-Reportings kategorisiert Scope 3, also die Daten aus der Wertschöpfungskette, in die 15 GHG Kategorien. Die als wesentlich identifizierte Kategorien müssen für die CSRD berichtet werden. Für Unternehmen mit bis zu 750 Mitarbeitenden greift eine Erleichterung, die ein Jahr mehr Zeit zur Vorbereitung lässt, denn auf die Scope 3 Treibhausgasemissionen kann im ersten Berichtsjahr verzichtet werden.
2. Die 15 Scope 3 Kategorien – Upstream
Die 15 Kategorien der Scope 3 Emissionen teilen sich in vorgelagterte und nachgelagterte Aktivitäten. In diesem Beispiel wird nach dem Operational Control Ansatz zugeordnet:
Vorgelagerte Emissionen (Upstream)
Cradle-to-Gate (Wiege zum Tor + innerhalb) = Alle Emissionen, die vor und während der Produktion/Herstellung eines Produkts stattfinden.
Dies sind Emissionen, die in der Wertschöpfungskette vor dem Unternehmen entstehen. Dazu gehören beispielsweise Emissionen, die mit der Herstellung und dem Transport von Rohstoffen, Materialien und Komponenten verbunden sind, die von Lieferanten an das Unternehmen geliefert werden.
1. Eingekaufte Waren- und Dienstleistungen
(Purchased Goods and Services) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch die Rohstoffgewinnung und -verarbeitung von Gütern und Dienstleistungen entstehen, die von einem Unternehmen für seine eigenen Aktivitäten verwendet werden.
Um es klarer zu erklären: Wenn ein Unternehmen beispielsweise Rohstoffe, Materialien oder Komponenten für die Produktion von Produkten einkauft, verursacht die Herstellung dieser eingekauften Güter indirekte Emissionen. Auch die Dienstleistungen, die ein Unternehmen in Anspruch nimmt, können Emissionen in dieser Kategorie verursachen, wenn sie mit einem hohen Energieverbrauch oder anderen umweltauswirkenden Prozessen verbunden sind.
Die Kategorie “Eingekaufte Waren und Dienstleistungen” kann erhebliche Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens haben, da sie einen beträchtlichen Teil der gesamten indirekten Emissionen ausmacht. Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie Lieferanten auswählen, die ihrerseits den CO2-Ausstoß minimieren.
2. Kapitalgüter
(Capital Goods) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch die Herstellung von Anlagen, Ausrüstungen, Maschinen und anderen langfristigen Investitionsgütern entstehen, die ein Unternehmen für seine Geschäftstätigkeiten nutzt.
Um es verständlicher zu erklären: Wenn ein Unternehmen neue Gebäude errichtet, Produktionsanlagen installiert oder andere langfristige Investitionsgüter erwirbt, verursacht die Herstellung dieser Kapitalgüter indirekte Emissionen. Ebenso entstehen Emissionen durch den Einsatz und die Wartung dieser Güter während ihrer gesamten Lebensdauer.
Die Kategorie “Kapitalgüter” kann einen beträchtlichen Beitrag zum Gesamtausstoß von Treibhausgasen eines Unternehmens leisten, insbesondere in Industrien mit hohem Kapitalaufwand. Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie energieeffiziente Technologien und umweltfreundliche Materialien bei der Herstellung und Nutzung ihrer Kapitalgüter bevorzugen.
3. Energie- und brennstoffbezogene Aktivitäten
(Energy- and Fuel-Related Activities) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch Vorketten und Netzverluste von Energie und Brennstoffen entstehen.
Beispielsweise entstehen bei der Förderung von Rohöl, der Erzeugung von Elektrizität in Kraftwerken oder der Gewinnung von Erdgas Verluste in Form von nicht nutzbarer oder nicht gewinnbarer Energie. Diese Verluste treten vor dem Punkt auf, an dem die Energie in den Nutzungsprozess übergeht.
Die Netzverluste entstehen, wenn elektrische Energie über Stromleitungen und Netze transportiert wird. Diese Verluste treten während des Transports von einem Punkt zum anderen aufgrund von Widerstand und anderen physikalischen Faktoren auf.
4. Vorgelagerter Transport und Distribution
(Upstream Transportation and Distribution) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch den Transport und die Distribution von Rohstoffen, Materialien und Produkten entstehen, die von Lieferanten an das Unternehmen geliefert werden.
Um es genauer zu erklären: Wenn ein Unternehmen Rohstoffe, Halbfertigprodukte oder andere Materialien von Lieferanten bezieht, entstehen Emissionen durch den Transport dieser Güter vom Herstellungsort des Lieferanten zum Unternehmen. Dies schließt den Transport sowohl auf Straßen als auch auf Schienen, Wasser oder in der Luft ein, je nach den jeweiligen Logistik- und Transportmethoden.
Die Kategorie “Vorgelagerter Transport und Distribution” kann einen signifikanten Einfluss auf den gesamten Treibhausgasausstoß eines Unternehmens haben, insbesondere in Branchen mit umfangreicher Wertschöpfungskette und globalen Beschaffungsaktivitäten. Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie nachhaltige Transportlösungen, effizientere Logistikwege und umweltfreundliche Lieferanten bevorzugen.
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5. Abfall
(Waste) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch die Entsorgung und Behandlung von Abfällen entstehen, die während der Aktivitäten eines Unternehmens anfallen.
Um es genauer zu erklären: Wenn ein Unternehmen Abfälle produziert, sei es in Form von Produktionsabfällen, Büromüll oder anderen Abfällen, die im Laufe seiner Geschäftstätigkeit entstehen, führt die Entsorgung dieser Abfälle zu Emissionen. Diese Emissionen können aus verschiedenen Quellen stammen, wie beispielsweise aus Deponiegasen, die bei der anaeroben Zersetzung von organischen Abfällen entstehen, oder aus dem Verbrennen von Abfällen zur Energiegewinnung.
Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie Abfallmanagementstrategien implementieren, die Recycling, Wiederverwendung und die Reduzierung von Abfällen fördern.
6. Geschäftsreisen
(Business travel) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch dienstliche Reisen von Mitarbeitern eines Unternehmens entstehen.
Geschäftsreisen können verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel Flugreisen, Bahnreisen, Autofahrten oder Dienstreisen mit anderen Verkehrsmitteln.
Diese Emissionen werden als indirekt betrachtet, da sie nicht direkt durch die betrieblichen Aktivitäten eines Unternehmens am Hauptsitz oder in den Produktionsanlagen verursacht werden. Stattdessen entstehen sie durch die Mobilität der Mitarbeiter im Rahmen ihrer Arbeitstätigkeiten.
Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie alternative Technologien wie Videokonferenzen nutzen, um Geschäftsreisen zu minimieren, oder indem sie umweltfreundliche Transportmöglichkeiten für Dienstreisen fördern.
7. Pendeln
(Employee Commuting) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch die täglichen Arbeitswege der Mitarbeiter eines Unternehmens entstehen.
Diese Emissionen entstehen durch den Energieverbrauch und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen während des Pendelns, wie z. B. den Verbrauch von Kraftstoff bei Autofahrten oder den Energieverbrauch von öffentlichen Verkehrsmitteln.
Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie Maßnahmen zur Förderung klimafreundlicher Mobilität ergreifen.
8. Angemietete oder geleaste Sachanlagen
(Upstream Leased Assets) wird nach dem Operational Control Ansatz in Scope 1 & 2 verortet.
Wenn ein Unternehmen Sachanlagen wie Gebäude, Produktionsanlagen, Maschinen oder Fahrzeuge nicht besitzt, sondern sie von Dritten mietet oder least, entstehen Emissionen durch den Energieverbrauch und den Betrieb dieser geleasten oder angemieteten Anlagen.
Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie sich für energieeffiziente geleasten Anlagen entscheiden oder Energieeffizienzmaßnahmen in ihrem Betrieb umsetzen.
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3. Die 15 Scope 3 Kategorien – Downstream
Downstream-Emissionen (nachgelagerte Emissionen):
Gate-to-Grave (Tor zum Grab) = Alle Emissionen, die ab dem Punkt, an dem das Produkt das Unternehmen verlässt anfallen.
Dies sind Emissionen, die durch die Nutzung, den Verbrauch oder die Entsorgung der vom Unternehmen verkauften Produkte oder Dienstleistungen durch die Kunden verursacht werden.
9. Nachgelagerter Transport und Distribution
(Downstream Transportation and Distribution) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch den Transport und die Distribution an Kunden oder Endnutzer entstehen – oder durch Dritte bezahlt werden.
Um es genauer zu erklären: Wenn ein Unternehmen seine Produkte an Kunden liefert oder verkauft, entstehen Emissionen durch den Transport dieser Produkte vom Unternehmen zum Endverbraucher. Dies schließt den Transport sowohl auf Straßen als auch auf Schienen, Wasser oder in der Luft ein, je nach den jeweiligen Logistik- und Transportmethoden.
Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie nachhaltige Transportlösungen, effizientere Logistikwege und umweltfreundliche Versandmethoden fördern.
10. Verarbeitung verkaufter Produkte
(Processing of Sold Products) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch die Weiterverarbeitung der vom Unternehmen verkauften Produkte entstehen.
Um es genauer zu erklären: Wenn ein Unternehmen seine Produkte an Kunden verkauft und diese dann vom Kunden weiterverarbeitet werden, entstehen dabei Treibhausgasemissionen.
11. Gebrauch/Nutzung verkaufter Produkte
(Use of Sold Products) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die während der Verwendung oder Nutzung der vom Unternehmen verkauften Produkte durch die Kunden oder Endnutzer entstehen.
Um es genauer zu erklären: Wenn ein Unternehmen seine Produkte verkauft und diese dann von den Kunden oder Endnutzern verwendet werden, können während der Nutzung Emissionen entstehen. Die Emissionen können durch den Energieverbrauch während des Betriebs entstehen, wie zum Beispiel der Energieverbrauch eines Elektrogeräts oder eines Fahrzeugs.
Die Kategorie “Nutzung verkaufter Produkte” ist ein wichtiger Aspekt der Scope 3 Emissionen, da die Verwendung von Produkten durch die Kunden einen erheblichen Einfluss auf den gesamten Treibhausgasausstoß eines Unternehmens haben kann. Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie energieeffiziente Produkte entwickeln, die den Energieverbrauch während der Nutzung minimieren, oder indem sie die Kunden über nachhaltige Nutzungspraktiken informieren.
12. End-of-Life Treatment verkaufter Produkte
(End-of-Life Treatment of Sold Products) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die während der Entsorgung und Behandlung von Produkten entstehen, nachdem sie am Ende ihrer Lebensdauer sind.
Um es genauer zu erklären: Wenn ein Unternehmen Produkte verkauft und diese Produkte am Ende ihrer Lebensdauer entsorgt oder recycelt werden müssen, entstehen während des Entsorgungs- und Recyclingprozesses Emissionen. Diese Emissionen können durch Deponiegase entstehen, wenn Produkte auf Deponien entsorgt werden, oder durch die Verbrennung von Abfällen, um Energie zu gewinnen. Ebenso können Emissionen bei der Demontage und Wiederverwertung von Produkten auftreten.
Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie Produkte entwerfen, die leicht recycelbar oder wiederverwertbar sind, und indem sie nachhaltige Entsorgungsmethoden fördern.
13. Vermietete oder verleaste Sachanlagen
(Downstream Leased Assets) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch die Nutzung von Sachanlagen entstehen, die von einem Unternehmen an andere Unternehmen vermietet oder verleast werden.
Um es genauer zu erklären: Wenn ein Unternehmen Sachanlagen wie Gebäude, Maschinen oder Fahrzeuge besitzt und diese an andere Unternehmen vermietet oder verleast, entstehen Emissionen durch den Energieverbrauch und den Betrieb dieser verliehenen oder verleasten Anlagen.
Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie energieeffiziente Anlagen vermieten oder verleasen oder Energieeffizienzmaßnahmen für die genutzten Anlagen empfehlen.
14. Franchise
(Franchises) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch die Geschäftstätigkeiten von Franchise-Nehmern entstehen.
Im Franchising-Modell lizenziert ein Unternehmen (Franchisegeber) sein Geschäftsmodell, seine Marke und sein geistiges Eigentum an unabhängige Unternehmer (Franchise-Nehmer), die in ihren eigenen Geschäften unter der Marke des Franchisegebers agieren. Die Emissionen, die durch die Aktivitäten der Franchise-Nehmer entstehen, werden in der GHG-Kategorie “Franchises” erfasst.
Diese Emissionen können vielfältiger Natur sein und hängen von den Aktivitäten der Franchise-Nehmer ab. Beispiele könnten sein:
- Energieverbrauch in den Geschäftsräumen der Franchise-Nehmer (z. B. Beleuchtung, Heizung, Klimatisierung).
- Treibstoffverbrauch für Transporte und Lieferungen von Waren.
- Emissionen im Zusammenhang mit der Entsorgung von Abfällen aus dem Geschäftsbetrieb.
- Emissionen durch Reisen und Geschäftsfahrten der Franchise-Nehmer.
Da diese Emissionen indirekt durch die Aktivitäten der Franchise-Nehmer entstehen, können sie für den Franchisegeber relevant sein, wenn sie versuchen, ihre Gesamtemissionen und ihren ökologischen Fußabdruck zu verstehen und zu reduzieren.
15. Investitionen
(Investments) umfasst die indirekten Treibhausgasemissionen, die durch die Investitionen eines Unternehmens in andere Unternehmen oder Projekte entstehen.
Um es genauer zu erklären: Wenn ein Unternehmen finanzielle Investitionen tätigt, sei es durch Aktien oder andere Kapitalbeteiligungen, in andere Unternehmen oder Projekte, verursachen die Geschäftsaktivitäten dieser investierten Unternehmen indirekte Emissionen.
Unternehmen können ihre Emissionen reduzieren, indem sie in nachhaltige und umweltfreundliche Unternehmen oder Projekte investieren, die eine geringere CO2-Belastung haben.
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