| Update: 02. Januar 2025
🕓 Lesezeit 10 Minuten
Inhaltsverzeichnis
1. Was sind die VSME-Standards der EFRAG?
2. Warum brauchen KMUs auch ohne Berichtspflicht die VSME-Standards?
3. Was sind die Unterschiede zwischen VSME und ESRS?
4. Zeitplan und aktueller Stand der VSME-Standards
5. Fazit: Wie sollten sich mittelständische Unternehmen vorbereiten?
1. Was sind die VSME-Standards der EFRAG?
Die VSME (Voluntary Sustainability Standards for SMEs) der EFRAG sind neue, freiwillige Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für mittelständische Unternehmen (KMU).
Diese Standards sollen als schlankere und weniger komplexe Alternative zu den ESRS dienen, die mit ihren umfassenden Anforderungen auf größere Unternehmen ausgerichtet sind. Die VSME sind sie speziell auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten und nehmen Rücksicht auf deren geringere Ressourcen im Vergleich zu großen Konzernen.
2. Warum brauchen KMUs auch ohne Berichtspflicht die VSME-Standards?
KMUs sind nicht direkt zur CSRD-Berichterstattung verpflichtet. Dennoch gewinnen die VSME-Standards an Bedeutung – und das aus mehreren konkreten Gründen:
1. Anforderungen durch Kunden entlang der Lieferkette
Ein wichtiger Faktor ist der sogenannte Trickle-Down-Effekt. Er beschreibt, wie Nachhaltigkeitsanforderungen von großen Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette nach unten weitergereicht werden. Das bedeutet konkret: Wenn ein Großunternehmen ESG-Berichtspflichten erfüllen muss, wird es von seinen Zulieferern (häufig KMUs) die entsprechenden Daten einfordern. In vielen Fällen haben KMUs bislang keine systematischen Prozesse zur Erhebung solcher Daten etabliert, da sie selbst nicht zur Berichterstattung verpflichtet sind.
Der Vorteil der VSME-Standards besteht darin, dass sie KMUs eine effiziente Möglichkeit bieten, diese Daten zu strukturieren, um eine anerkannte und einheitliche Nachhaltigkeitsberichterstattung sicherzustellen.
2. Schutz vor willkürlichen Anforderungen
Durch die Einführung der VSME-Standards können KMUs verhindern, dass Großkunden sie mit uneinheitlichen oder überzogenen Anfragen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung überfordern. Ohne klare Vorgaben verlangen Großunternehmen individuelle, oft sehr umfangreiche Nachhaltigkeitsinformationen. Die VSME-Standards könnten hier künftig eine strukturierte, transparente und anerkannte Grundlage liefern, die vor einer „Willkür“ seitens der Großkunden schützt.
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3. Anforderungen von Banken und ESG-Scores für Kredite
Banken und Finanzinstitute bewerten zunehmend die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen anhand des ESG-Fragebogens. Ein guter ESG-Score kann zu besseren Kreditkonditionen führen, während fehlende ESG-Daten die Finanzierung erschweren können.
Ein VSME-Bericht hilft KMUs, auf ESG-Fragebögen von Banken gezielt zu antworten, da er relevante Daten zu Umwelt, Sozialem und Governance strukturiert bereitstellt. Der Bericht zeigt zudem, dass das KMU proaktiv und nachhaltig handelt.
4. Vorbereitung auf weitere Marktentwicklungen
Die EU-Richtlinien im Bereich der Nachhaltigkeit entwickeln sich weiter. Was heute freiwillig ist, könnte morgen verpflichtend werden. KMUs, die sich frühzeitig mit den VSME-Standards vertraut machen, sind besser auf zukünftige Regulierungen vorbereitet und können sich so einen Wettbewerbsvorteil sichern.
3. Was sind die Unterschiede zwischen VSME und ESRS?
Die VSME-Standards unterscheiden sich in mehreren wesentlichen Punkten von den ESRS, die für größere Unternehmen verpflichtend sind:
Aspekt |
ESRS (European Sustainability Reporting Standards) | VSME (Voluntary Sustainability Standards for SMEs) |
---|---|---|
Freiwilligkeit vs. Verpflichtung |
Verpflichtend für große (CSRD-pflichtige) Unternehmen in der EU | Freiwillige Standards für KMUs, die entscheiden können, ob und in welchem Umfang sie berichten möchten |
Umfang und Tiefe der Berichterstattung |
Breite Palette an Themen: Klimawandel, Biodiversität, soziale Themen, Governance | Fokussierter, weniger detaillierte Anforderungen, ideal für Unternehmen mit begrenzten Ressourcen |
Wesentlichkeitsanalyse zur Umfangbestimmung |
Erfordert eine umfassende Wesentlichkeitsanalyse zur Bestimmung aller relevanten Themen | Es kann eine vereinfachte Wesentlichkeitsanalyse weniger Ressourcen und Aufwand durchgeführt werden, fokussiert auf die für das Unternehmen unmittelbar relevanten Themen |
Kosten und Ressourcen |
Hoher Aufwand, oft mit Einsatz externer Berater und zusätzlicher interner Ressourcen | Entwickelt für Umsetzung mit vorhandenen Mitteln, geringere Kosten und Ressourcennutzung |
4. Zeitplan und aktueller Stand der VSME-Standards
Die EFRAG hat am 17. Dezember 2024 die freiwilligen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von nicht börsennotierten KMUs (VSME) veröffentlicht. Diese Veröffentlichung markiert einen wichtigen Meilenstein im Bestreben, kleinen und mittleren Unternehmen eine standardisierte und vereinfachte Berichterstattung zu ermöglichen.
Die Konsultationsphase zu den Entwürfen des VSME-Standards fand vom 22. Januar 2024 bis zum 21. Mai 2024 statt. Während dieser Zeit erhielt die EFRAG umfangreiches Feedback von einer Vielzahl von Interessengruppen, darunter KMUs, KMU-Verbände, Banken, Wirtschaftsprüfer und nationale Standardsetzer. Basierend auf den Rückmeldungen wurden zusätzliche Vereinfachungen vorgenommen, bevor der Standard am 22. Oktober 2024 von der EFRAG SR TEG und am 13. November 2024 von der EFRAG SRB genehmigt wurde.
Um die Akzeptanz des Standards zu fördern, wird die EFRAG im Jahr 2025 eine Reihe von Initiativen starten. Dazu soll z.B. die Bereitstellung von Unterstützungsmaterialien und Leitfäden gehören.
Wo gibt es den VSME Standard?
Im Folgenden finden Sie die Veröffentlichung des VSME der EFRAG von Dezember 2024
Zur Quelle: https://www.efrag.org/sites/default/files/sites/webpublishing/SiteAssets/VSME%20Standard.pdf
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5. Fazit: Wie sollten sich mittelständische Unternehmen vorbereiten?
Die Einführung der VSME-Standards bietet KMUs die Gelegenheit, ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern und sich gleichzeitig vor potenziell überzogenen Anforderungen ihrer Großkunden zu schützen. Hier sind konkrete Schritte, die KMUs gehen sollten, um eine effiziente und zukunftssichere Berichterstattung nach den VSME-Standards zu gewährleisten:
1. Vereinfachte Wesentlichkeitsanalyse durchführen
KMUs sollten eine vereinfachte Wesentlichkeitsanalyse durchführen, um relevante Nachhaltigkeitsthemen wie Energieverbrauch, CO₂-Emissionen und Arbeitsbedingungen zu identifizieren. Enger Kontakt mit Stakeholdern, insbesondere Großkunden, hilft, deren Erwartungen an die Berichterstattung zu verstehen.
2. Internes Berichterstattungssystem frühzeitig aufsetzen
Ein internes System zur Erfassung von Nachhaltigkeitsdaten sollte so früh wie möglich eingerichtet werden. Dies ermöglicht eine effiziente Datenerfassung und regelmäßige Berichterstattung, auch wenn diese zunächst nur intern genutzt wird.
3. Lieferantenanforderungen antizipieren
KMUs sollten proaktiv handeln, um Großkunden klar zu kommunizieren, dass sie nach VSME-Standards berichten. Dadurch können überzogene oder willkürliche Anforderungen von Lieferanten vermieden werden, und KMUs schaffen Transparenz und Konsistenz in der Lieferkette.
5. Langfristige Strategie entwickeln
Auch wenn die VSME-Standards freiwillig sind, sollten KMUs eine langfristige Strategie entwickeln, die kontinuierlich überprüft und verbessert wird. Dies stärkt ihre Position in der Lieferkette und bereitet sie auf künftige Entwicklungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung vor.
Fazit
Die VSME-Standards bieten eine attraktive Möglichkeit für KMUs, ihre Nachhaltigkeitsleistung transparent darzustellen und gleichzeitig einen Mehrwert für das Unternehmen und seine Stakeholder zu schaffen. Durch eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den Standards können sich Unternehmen auf zukünftige Entwicklungen vorbereiten und bereits jetzt von einer verbesserten Marktposition profitieren.
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